Dr. Walther Lechler
– Das Herrenalber-Modell –
Von 1971 bis 1988, in seiner Zeit als Chefarzt der sozio-psychosomatischen Klinik in Bad Herrenalb, begründete Dr. Walther Lechler das sog. „Herrenalber Modell“.
Damit verwirklichte er seine Vision einer Lebensschule, bei der das sich Einlassen auf Begegnung im Mittelpunkt stand. Das Wortspiel „Im Leben leben lernen“ beschreibt dabei den Kern dieser Einrichtung. Dazu hatten ihn Aufenthalte in den USA und der damit verbundene frühe Kontakt mit den damals noch nicht lange existierenden „Anonymen Alkoholikern – AA“ animiert, die eine tiefe spirituelle Prägung bei ihm hinterließen. Dies gipfelte auch in einem persönlichen Kontakt zu C.G. Jung, von dem der geniale Satz „spiritus contra spiritum“ stammt, der den Weg aus der Sucht durch eine geistige Haltung, ein geistiges Erwachen, beschreibt. Ein geistiges Erwachen, wie es sich bei dem Gründer der AA, Bill W., auf eindrucksvolle Weise ereignet hatte. Walther Lechler hatte auch zu ihm persönlichen Kontakt. „Daraus entstand in mir mehr und mehr der Gedanke, dass es weniger um Behandeln geht, sondern eine Ausbildung für das Leben erfolgen muss“.
Aus diesen Erfahrungen wurden die Lehr-und Lerngemeinschaft und das 12-Schritte-Programm der AA (und später auch anderer A-Gruppen wie „Emotions anonymous“) essentieller Bestandteil dieser Lebensschule, die man auch als Selbsthilfe-Klinik bezeichnete.
Auch die sog. Bonding-Therapie, vom amerikanischen Psychiater Dan Casriel eingeführt, war ein wesentlicher Baustein in der Klinik. Teilweise als Schreitherapie verunglimpft, war und ist sie jedoch viel mehr. Lechler: „Bonding bedeutet auch Liebe, Leben, Nähe, Vertrauen , Hingabe und wenn wir durch alle menschlichen Beziehungen hindurchgegangen sind, dann bedeutet es auch Glaube und unseren unmittelbaren Bezug zu Gott. Darin ist auch ausgedrückt, dass wir biologisch, körperlich, anatomisch angelegt sind auf die Erfüllung unserer Bedürfnisse, nämlich satt zu werden und zwar nicht nur im Körperlichen, sondern auch innerlich satt“.
Das Ganz – und Heil werden braucht auch die spirituelle Dimension, welches durch das 12 Schritte-Programm vertreten war, Walther fügte dem aber auch seine ganz eigene Komponente bei in Gestalt seiner Bibelstunden. Diese erfreuten sich der größten Beliebtheit, gelang es ihm dabei doch auf faszinierende Weise Bibeltexte, die die meisten vorher als belanglos, weltfremd oder zumindest abstrakt erlebten, so darzustellen und zu interpretieren, dass es einen ansprach, sogar packte, weil man plötzlich merkte, dass es etwas mit einem selbst zu tun hatte.
Dieses einmalige und nicht nur damals außerordentlich mutige Konzept hat in seiner recht begrenzten Zeitspanne unzähligen Menschen geholfen, einen Weg aus ihrer persönlichen Krise zu finden und war Anstoß und Begleitung zu einem besseren und erfüllteren Leben.
Dafür gebührt Walther Lechler mein ganz persönlicher Dank ebenso wie von allen, die ihn kennen und schätzen gelernt haben.
Das Herrenalber-Modell mag heute nicht mehr zeitgemäß erscheinen, vielleicht ist es auch zu sehr mit der Person und charismatischen Persönlichkeit Walther Lechler verknüpft, seine Essenz ist jedoch zeitlos und verdient es, vielleicht in abgewandelter Form, weitergeführt zu werden, wie es zumindest teilweise im von ihm als Nachfolge-Organisation gegründeten „Förderkreis für Ganzheitsmedizin“ der Fall ist.
Typische Zitate und Sprüche aus dieser Zeit:
„Gesund ist , wer noch krank werden kann .“
„Der Mensch ist des Menschen Medizin.“
„Nüchterne Trunkenheit“.
„Ansteckende Gesundheit“
„Du schaffst es nicht allein, aber nur du schaffst es“.
„Arsch hoch und auf die Füße“